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...von geklauten Begriffen, verdrehter Logik und dem Moment, in dem Menschlichkeit zum Schimpfwort wurde...

Stell dir vor, es gäbe Menschen, die für folgende Werte einstehen:

Menschenwürde und Gleichberechtigung:
Alle Menschen haben die gleiche Würde und die selben Rechte, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Religion.

Solidarität und soziale Gerechtigkeit:
Die Stärkeren helfen den Schwächeren, niemand wird zurückgelassen, faire und gleiche Chancen für alle.

Demokratie und Partizipation:
Mehr Menschen sollen mitentscheiden können, nicht nur eine Elite. Gewaltenteilung, Rechtsstaat, friedliche Konfliktlösung.

Pressefreiheit und Informationsrecht:
Unabhängige Medien, freier Zugang zu Informationen, Schutz von Journalisten und freier Rede.

Digitale Grundrechte:
Datenschutz, Datenhoheit, Schutz vor Überwachung, Kontrolle über die eigenen Daten.

Geschlechtergerechtigkeit:
Gleichberechtigung aller Geschlechter, gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Schutz vor Diskriminierung und Gewalt.

Faire Steuerpolitik:
Vermögens- und Erbschaftssteuern, gerechte Verteilung der Steuerlast, Bekämpfung von Steuerflucht.

Nachhaltigkeit und Verantwortung:
Für kommende Generationen und den Planeten sorgen, nicht alles sofort verbrauchen. Nachhaltig, erneuerbar und erhaltend.

Bildung und Aufklärung:
Wissen für alle zugänglich machen. Gegen Manipulation ankämpfen. Offene Bildungseinrichtungen. Mehr Lehrkräfte auf weniger Kinder. Freie Bildungskonzepte.

Friedliche Koexistenz:
Konflikte durch Dialog lösen, internationale Zusammenarbeit statt Abschottung.

Schutz der Schwächeren:
Minderheiten schützen, Zivilcourage zeigen, nicht wegschauen bei Ungerechtigkeit.

Arbeiterrechte und soziale Sicherheit:
Menschen vor Ausbeutung schützen, faire Löhne, bezahlbare Mieten, gesicherte Renten.

Würdevolle Pflege und Care-Arbeit:
Menschenwürdige Pflege für alle, gerechte Bezahlung für Menschen, die sich um Kinder, Kranke und Alte kümmern.

Klingt vernünftig, oder? Wer würde schon gegen diese Werte sein?

Plot Twist

Falls du diesen Werten zustimmst, bist du laut heutiger Sprache ein "links-grün-versiffter Sozi" auf einer "Antifa-Veranstaltung".

Herzlichen Glückwunsch.

Du bist ein Extremist.

Zumindest, wenn man der aktuellen Diskursverschiebung glaubt.

Wie ist das passiert?

Menschen, die sich für andere einsetzen, sind "Gutmenschen" geworden - ein Schimpfwort.

Menschen, die für soziale Gerechtigkeit kämpfen, sind "Sozis" - ein Schimpfwort.

Menschen, die den Planeten bewohnbar halten wollen, sind "Ökos" - ein Schimpfwort.

Menschen, die gegen Faschismus sind, sind "Antifa" - ein Schimpfwort und seit Kurzem eine internationale Terrororganisation.

Das ist so bescheuert, dass mir die Synapsen qualmen.

Der Mechanismus dahinter

Es ist eigentlich simpel:

Du nimmst einen demokratischen Grundwert, tust so als wäre er gefährlich, erfindest ein negatives Wort dafür und wiederholst es, bis alle es glauben.

"Die wollen Gleichberechtigung" wird zu "Die wollen uns umerziehen".

"Die wollen saubere Luft" wird zu "Die wollen Verzichtsdiktatur".

"Die wollen mehr Tierschutz" wird zu "Die wollen dir dein Schnitzel wegnehmen" (Oder im Fall Söder, die krasse Wurst)

"Die wollen faire Steuern" wird zu "Die wollen sozialistische Enteignung".

"Die wollen Datenschutz" wird zu "Die sind Fortschrittsbremsen".

Klar soweit?

Was dahinter steckt

Menschen, die vom Status quo profitieren, haben Schiss vor Veränderung. Also machen sie aus denen, die Veränderung wollen, "die Bösen".

Klar, viele Leute, die "Gutmensch" sagen, meinen vielleicht eigentlich was ganz anderes, benutzen aber das Wort, weil sie es in diesem Zusammenhang oft genug gehört, gelesen oder bereits selbst benutzt haben.

Ich nenne das verbale Faulheit.

Ein Junger Mann, in einem meiner Kurse, erzählte mir neulich: "Ich traue mich kaum noch zu sagen, dass ich Vermögenssteuern voll sinnvoll finde" und begann den nächsten Satz mit "Ich bin ja kein Sozialist, aber..."

Das ist frckn crazy. Ein Mann schämt sich für seine eigenen schlüssigen Werte.

Aber es funktioniert nun mal genau so

"Nicht, dass du mich fürn Gutmensch hältst, aber ..."
"Ich bin ja nicht links, aber..."
"Ich will ja nicht woke sein, aber..."

Das ist wie zu sagen: "Ich will ja nicht atmen, aber könntest du bitte die Luft nicht vergiften?"

Ein chilliger Praxistest

Frag mal jemanden, der diese Begriffe als Schimpfwörter benutzt: "Was genau ist schlecht daran, sich für andere zu interessieren?"

Dann wird's halt meist lustig:
"Ja aber... äh... die sind halt so..."
"Wer denn!?"
"Ja die halt!"
"Wer sind denn "die"?"
"Ja, weiste doch selbst - informier dich halt mal!"

Es ist wie wenn jemand gegens "Glücklichsein" wettert und dann merkt, dass das doch irgendwie komisch klingt.

fckn akward moment

Unangeneeeehm!

Oder probiers mit "links-grün-versifft" (one of my favs): "Was stört dich an sozial und umweltbewusst?"

"Die... äh... das ist nicht... ich meine..."

Das ist der Moment, wo emotionale Sprache gegen Logik kämpft - kannste förmlich zugucken - und sich die Fresse einrennt.

Wir haben alle schon mal Zeuch geplappert, ohne zu checken, was der Mund da eigentlich gerade sagt. Das passiert mir auch. Und ich wunder mich da schon auch immer mal, wenn die Zunge mal wieder schneller ist, als das Hirn. Was hat mir das in meinem Leben nicht schon lustigen Ärger eingebrockt 🤔🙃🤪

Nur dass hier halt nicht nur du, sondern auch demokratische Grundwerte verarscht werden.

Da hat jemand Schimpfwörter für Menschen erfunden, die Gutes wollen oder tun oder tun wollen oder wollen, dass es jemand tut...

Das ist schon kreativ, muss man lassen.

Die Grauzone

Über Methoden kann man diskutieren. Wie macht man Umweltschutz? Welche Sozialpolitik funktioniert? Wie geht man mit Konflikten um?

Legitime Fragen.
Und ich mag ja Fragen.
Weißte ja schon.

Aber wenn schon die Grundwerte - Menschenwürde, Gleichberechtigung, Umweltschutz - als "extremistisch" gelten, ist jede sachliche Diskussion völlig im Arsch.

Dann geht's plötzlich nicht mehr um "Wie machen wir es?", sondern um "Wer ist denn eigentlich wieder dieser Öko-Heini, der wieder son Bio-Müll daher labert!?"

Die eigentlich beunruhigende Frage

Wenn Menschen, die für Grundgesetz und Menschenrechte eintreten, die "Extremisten" sind - wer sind dann die anderen?

Was wollen Menschen, die diese Werte als "extremistisch" bezeichnen? Was ist deren Alternative zu Menschenwürde und sozialer Gerechtigkeit?

Das ist die Frage, die wir uns stellen sollten.

Und genau von dieser wichtigen Frage lenkt der ganze künstlich erschaffene verbale Bullshit doch ab!

Was du tun kannst

Lass dir nicht einreden, dass deine Werte extremistisch sind.

Erkenne, das "Demokrat" keine Beleidigung ist und aktive Demokratie keine Selbstverständlichkeit.

Wenn jemand "Öko" sagt, sag: "Ja, krass oder? Ich mag halt atmbare Luft. Verrückter Scheiß, ich weiß."

Wenn jemand "Sozi" zu dir sagt, sag: "Stimmt. Solidarität ist mir wichtig. Weil wir halt Säugetiere sind und die stehen irgendwie evolutionär auf so freakiges Zeuch, wie "Gemeinschaft", "Zusammengehörigkeit" und "Hab keine Angst, du musst nicht jeden Mist alleine machen!"

Stell Fragen zurück: "Was findest du denn schlecht daran, dass alle Menschen würdevoll leben können? Würde das nicht voll geil sein? Also, ich frag für'n Freund!"

Schäm dich nicht für deine Werte.
Gleichberechtigung ist menschlich. Umweltschutz ist vernünftig.
Soziale Gerechtigkeit ist ein Grundrecht.

Wie verrückt wäre es, anstatt, dass wir uns alle gegenseitig lustige Tiernamen gäben, machen wir doch alle mal einen gemeinsamen Werte-Check?

Wie verrückt wäre das, wenn wir von unseren Grundwerten gar nicht so weit voneinander weg wären - völlig gleich wie wir uns nennen!?

Und dann säßen wir dann am End alle da und würden uns gegenseitig unsere Listen vorlesen auf denen das steht, was bereits die Pfeiler unsere Demokratie und die Grundlage unserer humanistischen Gesellschaft sind.

Ohne das wir dafür irgendwas tun müssten.
Außer uns an sie zu erinnern.
Und nach ihnen zu leben.

be a rebel - sei unverfroren menschlich, völlig gleich, wie dich jemand nennt

gratitude,
Heiko

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just_b hat dies geteilt.

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