Wir müssen weg vom „Kästchendenken“!
Die Überlegungen unseres neuen Außenministers Wadephul, die Verteidigungsausgaben Deutschlands auf 5% des BIP zu steigern, haben zunächst „erschrecktes Erstaunen“ ausgelöst, weil meistens die weiteren Gedanken nicht mehr gehört worden sind. Wadephul möchte nämlich auch andere Infrastrukturinvestitionen durchaus in diesen Wert mit einbezogen wissen - und das finde ich gut und richtig!
Die sanierte Autobahnbrücke, die dann auch wieder tonnenschwere Militärfahrzeuge tragen kann, ist nämlich nicht nur von ziviler Relevanz, um Lkw oder Urlauberautos eine freie Fahrbahn zu bieten, sondern erleichtert auch den militärischen Nachschub. Die reaktivierte oder ausgebaute Eisenbahnlinie kann nicht nur Militärzüge aufnehmen, sondern auch eine Lösung für den alltäglichen Stau im Berufsverkehr schaffen. Das Krankenhaus, das über eine verbesserte Bettenkapazität verfügt, hilft nicht nur den Patienten aus der Umgebung, sondern stellt auch wichtige rückwärtige Infrastruktur des Militärsanitätsdienstes dar. Die Zivilschutzeinheit, die endlich die seit Jahren versprochene Ergänzungsausstattung vom Bund geliefert bekommt, kann damit nicht nur im Verteidigungsfall, sondern auch bei zivilen Katastrophen, Hochwassern, Stromausfällen und Hitzesituationen besser helfen. Und der Aufbau alternativer Energieversorgungssysteme mit „Friedensenergien“ aus Sonnenlicht und Wind schafft die Voraussetzung, auf „kriegerische“ fossile Energieträger wie Öl, Gas und Uran zunehmend verzichten zu können, die bisher hauptsächlich den „Problemstaaten“ Saudi-Arabien und Russland die Kriegskassen gefüllt haben, mit denen sie die Destabilisierung der Welt finanzieren konnten.
Bislang wurden solche Vorkehrungen penibel differenziert betrachtet - nur nicht den Nutzen für militärische Lagen betonen, sondern nur für zivile Ereignisse, denn seit 1990 war ja in der Wahrnehmung mancher Politiker der ewige Friede ausgebrochen, „der Mensch ist gut und die Welt ist schön“, wie schon die Humanisten der Renaissance fälschlich glaubten, bis ihnen spätestens der große europäische Krieg von 1618 bis 1648 diese Illusion abhanden kommen ließ. Unsere Bundeswehr wurde in entfernten Ecken des Bewusstseins versteckt, die Wehrpflicht ausgesetzt und Militär eigentlich nur noch als notwendiges Übel für den Brunnenbau weit weg hinter Gebirgen und Wüsten gesehen. Es ist gut, dass der russische Überfall auf die Ukraine diese Illusion begraben hat - dass dafür aber erst viele Tausend Menschen in der Ukraine ihr Leben lassen mussten, ist ein himmelschreiender Skandal, der nicht zuletzt auch damit zu tun hat, dass wir unsere Abschreckungsfähigkeit schrecklich vernachlässigt und dem russischen Diktator und imperialistischen Kolonialisten Putin vermittelt hatten, er könne ohne großes Risiko diesen Raid wagen.
Ja, fast alles, was wir zur Sicherstellung unserer Infrastrukturen investieren, hat nicht nur zivile, sondern auch militärische Relevanz und führt dazu, uns wieder mehr abwehrbereit zu machen und potentiellen Angreifern die Lust zu nehmen, an uns ihr Mütchen zu kühlen. Und daher ist Wadephuls Gedanke - wohl im Einklang mit den anderen NATO-Außenministern - völlig richtig: wenn wir den „Doppelnutzen“ solcher Ausgaben vernünftig und realistisch betrachten, dann ist eine Zielvorstellung von „5% des BIP für die Verteidigung“ plötzlich nicht mehr unrealistisch oder gar utopisch, sondern ein wesentlicher Punkt dafür, unser Land auf Dauer zukunftsfähig zu halten.
Wir müssen eben einfach mal aufhören, immer nur in „Kästchen“ zu denken!
Christoph Brodesser hat dies geteilt.
Christoph Brodesser
Als Antwort auf Christoph Brodesser • •Sensitiver Inhalt
Frend mag das.