„JD, bitte hilf uns!“ Wenn der rechte Zirkus betteln geht
von Katja Hausner.
Die AfD, lautstark röhrend von „nationaler Souveränität“, „deutscher Leitkultur“ und „Widerstand gegen ausländische Einflüsse“, wirft sich schluchzend in die Arme eines US-Vizepräsidenten.
Nicht irgendeines, nein, ausgerechnet J.D. Vance, dem ultrarechten Statthalter des autoritären Trumpismus.
Und warum?
Weil der deutsche Verfassungsschutz nach Jahren der Prüfungen, Klagen und milimetergenauer Abwägung zum Schluss kommt:
Die AfD ist gesichert rechtsextrem.
Die Reaktion aus Köln?
„JD Vance, please help us!“
Ja, richtig gelesen. Die AfD Köln fleht per Social-Media um Hilfe aus den USA, weil in Deutschland die Demokratie noch funktioniert und man Extremisten beim Namen nennt.
Das ist in etwa so, als würde ein Bankräuber beim Überfall die Polizei rufen, weil der Tresor zu schwer zu knacken ist.
Diese Truppe, die jedem EU-Schulprojekt unterstellt, ein globalistisches Umerziehungsprogramm zu sein, ruft jetzt also lautstark nach transatlantischer Hilfe. Nicht, um die Demokratie zu retten, sondern um ihren autoritären Traum zu verwirklichen.
Ein Traum, der aussieht wie Trumps Project 2025:
Mediengleichschaltung, Behördenentmachtung, Justiz unter Kontrolle – kurz: ein Rechtsstaat auf dem Grill, medium rare.
Und die Kölner AfD?
Die sieht sich offenbar schon als deutsche Filiale dieses Plans.
Nur dumm, dass Deutschland da noch nicht ganz mitspielt und deshalb schreit man jetzt eben über den Atlantik:
„Unsere Demokratie erkennt uns als Gefahr – rettet uns, ihr Anti-Demokraten!“
Man kann es sich nicht ausdenken.
Doch was wie die Szene aus einer Polit-Satire wirkt, ist bitterer Ernst:
EINE RECHTSEXTREME PARTEI, DIE BEREIT IST, KEINERLEI SKRUPEL HAT, DAS EIGENE LAND ZU DENUNZIEREN!
Hauptsache, man bekommt Beifall vom US-Rechtsaußen.
Die deutsche Verfassung? Pah.
Der Rechtsstaat? Hindernis.
Die Demokratie? Nur dann akzeptabel, wenn sie einem selbst nützt.
Es ist der feuchte Traum von Höcke, Weidel, Chrupalla & Co., dass auch hier ein Vance kommt und sagt:
„Genug mit dem liberalen Gedöns, jetzt räumen wir auf!“
Und man kann sicher sein: Würde Trump morgen Deutschland als „failed state“ erklären, die AfD würde sich bedanken und sofort die deutsche Flagge gegen eine MAGA-Kappe tauschen.
Deshalb... dieser verzweifelte Hilferuf ist nicht peinlich.
Er ist entlarvend.
Er zeigt, wie sehr die AfD sich längst aus der deutschen Demokratie verabschiedet hat und nur noch darauf wartet, dass jemand von außen sie zur Macht hebt.
Und wer jetzt immer noch glaubt, man könne mit dieser Partei diskutieren, dem ist nicht mehr zu helfen. Wer die Ziele und Einstellungen dieser Partei runterspielt und meint "ist ja nicht alles schlecht", gehört wahrscheinlich zu denen, die Hitlers Katastrophe mit "er hat aber die Autobahnen gebaut" relativieren.
Und DAS sollte sich jeder vor Augen führen:
Die USA, die einst gegen die Nazis kämpfte, die alles verbot, was auch nur im Schatten nach Hakenkreuz roch, sie ist längst Geschichte.
Die USA von heute? Sie würde einen Hitler nicht bekämpfen. Sie würde ihm eine Bühne bauen, ihm Fox-News-Sendezeit geben und ihn zur „Stimme der Entrechteten“ erklären.
Und die AfD? Die würde in der ersten Reihe stehen, die Hand zum Gruß erhoben.